Die Geschichte der Schießbrille – von der ersten „Schieß Prille“ um 1600 bis zur modernen Dynamik-Brille
Bereits um 1600 war die Anfertigung einer Schießbrille (Schieß Prille) Bestandteil der Meisterprüfung der Brillenmacher. Unter Schießbrille verstand man ein einzelnes Glas, das mit einem Stiel auf die Armbrust oder das Gewehr gesteckt wurde. Die Brillenbügel waren noch nicht erfunden und es war keine Hand frei um das Glas zu halten.
Brillen bestanden meist aus einem Glas mit Haltegriff oder zwei in Leder, Holz oder aus Horn gefertigten Fassungen, die vor die Augen gehalten wurden. Als 1797 die Brille mit Ohrbügeln erfunden war, nahm die Entwicklung und Verbreitung der Brillen kontinuierlich zu.
Die gestiegene Treffgenauigkeit der Waffen erforderte vom Schützen entsprechend hohe Sehschärfe. Brillengläser waren damals nur in der Mitte scharf. Genau bestimmte Gläser gab es nicht. Die Gläser wurden durch ausprobieren ermittelt, Hornhautverkrümmungen konnten nicht gemessen und korrigierende Gläser auch nicht gefertigt werden.
Zu Verbesserung der Sehschärfe nutzten die Schützen kleine Blenden, statt Brillengläsern. Es wurden Plättchen aus Metall mit einer kleinen Bohrung angebracht. Wenige Jahre später wurde die Konstruktion verfeinert, indem eine drehbare Scheibe mit unterschiedlich großen Bohrungen an der Brille angebracht wurde. Mit einem Drehknopf konnten verschiedene Blendengrößen gewählt werden. Die Schnur um den Steg sorgte für einen bequemen Sitz und verhinderte Hautreizungen durch das unedle rostanfällige Metall. Der Steg war ab Werk umwickelt, also keine Bastelarbeit eines Schützen.
In England wurden bereits 1896 Schießbrillen mit einer verstellbaren Irisblende verwendet. Zur Brille gab es ein aufsteckbares Gelbfilter. Vor dem nichtzielenden Auge war ein dunkles Glas angebracht. Dadurch wurde der Helligkeitsunterschied ausgeglichen. Der Steg war mit Samtstoff umnäht.
Bei Gewehrschützen war das Hauptproblem, dass die Abbildung bei schrägem Blick unscharf war. Dies lag an den damals verwendeten Bi-Gläsern, die nach vorne und hinten gewölbt waren. Um 1900 verbesserten die Optiker die schlechte Abbildung der Brillengläser erstmals dadurch, dass die Schießbrillengläser nahe der Nase angebracht und schräg gestellt wurden. Dadurch wurde ein Blick durch die Glasmitte möglich.
1925 wurde in der Schweiz die erste Schießbrille mit Gleitschiene und beweglichem Stellschieber erfunden. Die Konstruktion hat den Vorteil, dass bei Zylindergläsern die Achse beim Einstellen erhalten bleibt. Der aufsetzbare Trichter diente zur Verbesserung der Tiefenschärfe und zum Ausrichten des Glases. Die Schießbrille hat bereits die wesentlichen Merkmale der späteren Knobloch-Schießbrille.
Inzwischen wurden auch die Brillengläser verbessert. Hornhautverkrümmungen konnten gemessen und durch zylindrische Gläser korrigiert werden. Die Irisblende muss sich genau vor der Pupille befinden. Bei neueren Modellen wird deshalb auch die Einstellgenauigkeit der Irisblende verfeinert.
Schießbrille von Jäggi aus der Nachkriegszeit.
Die Irisblende und der Glaswinkel können genau justiert werden.
Bei modernen Schießbrillen stellt die Abbildungsqualität der Gläser meist kein Problem dar. Nur bei sehr hohen Gläserstärken müssen spezielle Glashalter verwendet werden.
Bei der modular aufgebauten Dynamik-Schießbrille können die Gläser in wenigen Sekunden ausgetauscht werden. Iris und Abdeckscheibe lassen sich nach oben schwenken oder leicht abnehmen. Große Gläser tragen den erhöhten Schutzanforderungen Rechnung (Deutschland, 2007)
Bis 1920 wurde die Nutzung und Entwicklung der Schießbrille durch die Schützen der Armee und die Jäger geprägt. Erst der Schießsport führte zu den heute verwendeten High-Tech-Modellen, die fast keine Wünsche offen lassen.
Einige historische Schießbrillen haben wir für Sie zusammengestellt – Klicken Sie sich durch die Geschichte